Begehung Steiden- und Hauwiesenbach

Veröffentlicht am 06.09.2008 in Allgemein

Am 6. September fand auf Anregung des Gemeinderates eine Begehung des Steiden- und Hauwiesenbachs statt.

Hintergrund der Veranstaltung war nicht nur, dass der Gemeinderat an Ort und Stelle die Planungen des Ingenieurbüros Walter begutachten wollte, vielmehr sollte auch die Öffentlichkeit, d.h. Leute, die an den Wasserläufen wohnen und vielleicht schon einmal durch Hochwasser zu Schaden gekommen waren sowie interessierte BürgerInnen, Gelegenheit haben, die geplanten Maßnahmen kennen zu lernen.
Bürgermeister Heidrich konnte knapp 35 Interessierte am Ende der Stiegelstraße begrüßen und ihnen das Ende des Steidenbaches kurz vor Mündung in den Mühlkanal zeigen.
Das Bempflinger „Urgestein“ Gustav Franz relativierte den Ausdruck „Jahrtausendhochwasser“ und erwähnte, dass die schlimme Überschwemmung vom 21.08.2005 nicht das einzige Jahrtausendhochwasser war.
Gustav Franz
Er erinnerte sich und die ZuhörerInnen an den 7. September 1951, als man an gleicher Stelle knietief im Wasser stand. Seine Bitte: „Irgendwann müsst Ihr was machen!“
Steidenbach Ende Stiegelstraße
Nächster Haltepunkt war der Steidenbach parallel zur Friedrichstraße. Hier wurde wiederholt erwähnt, dass die Bäume entlang des Baches „auf den Stock gesetzt“ gehören, außerdem wurde die Forderung laut, dass Bachbett zu vertiefen. Bei der Querung der Kreisstraße wurde aufgezeigt, dass dort der Steidenbach im August 2005 über die Straße floss; bedingt auch durch die rechtwinkligen Richtungsänderungen des Bachbettes. Auf dem Weg zum Bahndamm fielen immer wieder abgelagerte Materialien am Bachufer auf, ebenso wie der wuchernde Bewuchs der Ufer. In den Wurzeln der Bäume hatte sich immer wieder Treibgut und Unrat gesammelt. Hier muss die Gemeinde aktiv werden, die Anlieger anschreiben sowie für eine Pflege der Uferbäume sorgen.
Auf der anderen Seite des Bahndamms schlug Planer Werner Walter eine Erhöhung des Weges um ca. 50 cm vor. Dies sei die einfachere und auch deutlich billigere Lösung als der bislang geplante große Damm, der je nach Höhe im Fall eines Hochwassers ca. 22.000 m³ Wasser zurückstauen sollte und ca. 400.000 € gekostet hätte. Eine Anhebung des Feldwegs würde bewirken, dass ca. 6.700 m³ Wasser aufgestaut werden kann. Etwas bachaufwärts und in Richtung Kleinbettlingen links gelegen soll das RÜB 1000 gebaut werden. Dieses muss abgedichtet werden, und zwar für den Fall, dass der „Stausee“ vollläuft, damit kein Oberflächenwasser eindringen kann. Sollte dieses Regenüberlaufbecken bis zur Kapazitätsgrenze gefüllt werden, wird das zusätzliche Wasser in den Vorfluter, d.h. hier den Steidenbach eingeleitet. Eine weitere Maßnahme zur verzögerten Befüllung des RÜB ist der Hauptsammler an der K1259, der ein 900 mm Rohr hat. Hier will man dafür sorgen, dass das ankommende Wasser
Pumpstation Lauswiesen
Nächste Station war der Parkplatz des Pumphäuschen Lauswiesen. Hier will man durch eine Dammaufschüttung bzw. große Steine dafür sorgen, dass das Wasser zurück gestaut wird, bevor es unter der K1259 durchfließt. Dies könnte eine rück gestaute Wassermenge von ca. 6.400 m³ zur Folge haben. Nächste Station war ca. 300 m bachaufwärts: In der Langwies ist eine Mäandrierung des Bachlaufs geplant, wodurch die Fließgeschwindigkeit reduziert werden soll. Gleichzeitig soll das Bachbett teilweise verengt, teilweise erweitert werden. Bürgermeister Heidrich teilte mit, dass der Besitzer geneigt sei, die Fläche zu verkaufen. Die Kosten für diese Maßnahme würden wohl DB und Kreis Esslingen übernehmen, da dies als sog Ausgleichsmaßnahme für den Bau des Bahndurchlasses und die damit verbundene Versiegelung von Flächen angerechnet werden könnte.
Am Zufluss des Hauwiesenbachs wandte man sich nach Süden in Richtung Baugebiet „Brühl“, bzw. Bolzplatz Kleinbettlingen. Hier, wie am Steidenbach, waren wieder eine viel zu groß gewordene Uferbepflanzung zu beobachten. Hier muss eine Pflege mit dem Ziel des Rückschnitts durchgeführt werden. Diese Maßnahmen müssen in regelmäßigen Anständen wiederholt werden.
Ausgang der Hauwiesendole/Kleinbettlingen
Nächster Haltepunkt war dann der Austritt der Hauwiesendole, die nach einer Inlinersanierung (Durchmesser nur noch 720 mm) mit einer Kapazität von 920 l/s unterdimensioniert ist. 1.220 l/s wären notwendig. Nachdem diese Dole unter bebauten Flächen durchgeleitet ist, könnte eine Kapazitätserweiterung nur durch Microtunneling durchgeführt werden. Dieses Verfahren ist sehr kostenintensiv und würde ca. 230.000 € kosten. Statt dessen schlug Ingenieur Walter vor, den Schacht in der Seestraße, in den zum Hauwiesenbach auch noch das Oberflächenwasser der Grafen-berger Straße geleitet wird, zu optimieren. Dem wurde entgegen gehalten, dass diese Maßnahme wegen der sich anschließenden Unterdimensionierung wenig Sinn machen würde. Der Gemeinderat müsse beschließen, was es der Gemeinde wert sein sollte, diese Engstelle zu entschärfen.
Am Ende der Grafenberger Straße, bzw. am Ortseingang von Grafenberg her, war die nächste Station. Das Problem hier: Das Oberflächenwasser gelangt nur teilweise in den Einlauf gegenüber dem Haus Veit. Grund dafür sind die Straßenneigung, aber auch der Bewuchs zwischen Straße und Graben. Oberhalb mündet ein Feldweg von Süden her ein, mit einem Abzweig Richtung Osten. Hier schlug Walter vor, am Weg parallel zur Straße ein Bord einzubauen, das das Wasser Richtung Westen und in eine da zu installierende sog. Weinbergrinne leiten soll. Hier muss das Wasser dann unter der Straße durch in den o.g. Graben bzw. Einlauf geleitet werden. Moniert wurde, dass diese Maßnahmen noch mehr Wasser in die Seestraße bzw. die dort kreuzende Hauwiesendole leitet. Auch die Entwässerung des sich östlich anschließenden Hangs, der sowieso schon einmal abgerutscht war, ist mangelhaft. Laut Heidrich hat das Straßenbauamt den Graben am Fuß des Hangs zugeschüttet und statt dessen Rohre mit Einläufen verlegt. Der Großteil des Wassers fließt aber wohl über die Straße.
Abschließend ging es dann vom Festplatz in Kleinbettlingen Hauwiesenbach-aufwärts; auch hier wieder zu hoher und dichter Bewuchs und unerlaubte Ablagerungen im Uferbereich. Ein Damm, um ankommende Wassermassen aufzuhalten, scheidet aus, da er 6 m hoch und viel zu breit werden müsste. Es kam statt dessen der Vorschlag, auf der Anhöhe eine Mulde auszuheben, mit dem Aushub einen kleinen Damm auf zu schütten, damit bei starken Niederschlägen, sich das Wasser dort sammeln und später abgeleitet werden kann. Diese Idee wird Herr Walter untersuchen.

Eva Voss

 

Kommentare

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Begehung Steidenbach

Sehr informativ gegenüber anderen Berichten, auch sehr sachlich geschrieben, da könnte sich die Presse ein Stück davon abschneiden. Ich kann nur jedem Interessiertem empfehlen, immer wieder hier reinzuschauen. [quote][/quote]

Autor: Manfred Schenk, Datum: 17.09.2008, 12:15 Uhr