Wirklich weniger Plätze in der Neckartalbahn ab 2019?

Veröffentlicht am 29.01.2016 in Allgemein

Bahnhof Bempflingen

CDU/MdL Thaddäus Kunzmann befürchtet weniger Plätze in der Neckartalbahn ab 2019 - richtig?

SPD-Landtagskandidat Sebastian Schöneck stellt richtig:

https://www.sebastianschoeneck.de/2016/01/26/wirklich-weniger-plaetze-in-der-neckartalbahn-ab-2019/

Dazu auch zwei Leserbriefe aus der Nürtinger Zeitung, 30.01.2015, unter dem Titel: "Der Streit um die Zahl der Sitzplätze"

Edgar Neumann, Stuttgart, Leiter der Pressestelle im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg. Zum Leserbrief „Ab 2019 volle Züge auf Neckartal-Strecke“ vom 22. Januar.

Der CDU-Abgeordnete Thaddäus Kunzmann will offenbar weiter Gruselgeschichten rund um das künftige Nahverkehrsangebot auf der Neckar-Alb-Bahn erzählen. Und dies obwohl das Land durch Wettbewerb und auf Qualitätskriterien gestützte Ausschreibungen in den Stuttgarter Netzen bessere Angebote im Schienenpersonennahverkehr zum Nutzen der Fahrgäste erreicht hat: neue Fahrzeuge, Barrierefreiheit, Klimaanlagen, kostenloses WLAN und dichtere Zugfolge – und das zur Hälfte des Preises, den die frühere Landesregierung 2003 im großen Verkehrsvertrag mit der DB vereinbarte. So freigiebig ist man vor zwölf Jahren mit Steuergeldern umgegangen.

Herrn Kunzmanns Kritik lässt sich auch im Einzelnen widerlegen: Die Verstärkerzüge wurden keineswegs vergessen. Vielmehr hatte die CDU unterstellt, es werde die Verstärkerzüge nicht mehr geben, weil das Verkehrsministerium den halbstündlichen Metropolexpress will. In diversen Landtagsanfragen und -anträgen (unter anderem LT-Drs. 15/7838) wurde klar belegt: Die Verstärkerzüge waren von Anfang an geplant.

Es fallen auch keine Sitzplätze weg, weil die Regionalbahn (RB) entfällt. Die Kapazitätsbemessung berücksichtigt auch diese RB. In der Summe bleibt die Sitzplatzanzahl gleich. Die Züge bekommen nur andere Namen: Statt RB und Regionalexpress heißen sie dann Metropolexpress. Das Verkehrsministerium reduziert keineswegs die Spitzenstunde auf 6.30 bis 7.30 Uhr. Vielmehr besteht in diesem Zeitraum nach realen Fahrgastzahlen die höchste Nachfrage und davor und danach eine geringere Nachfrage. Wünschenswert wäre, dass sich die Nachfrage über einen längeren Zeitraum besser verteilt, um die Fahrzeuge länger und damit effizienter im Einsatz zu haben.

Es werden auch beim Zug mit der höchsten Nachfrage nicht zehn Prozent weniger Sitzplätze angeboten. Denn bei Doppelstockzügen werden bei kurzen Reisezeiten viele Sitzplätze nicht genutzt und stattdessen Stehplätze in Anspruch genommen. Insofern bieten einstöckige Triebwagen trotz etwas geringerer Sitzplatzzahl mehr Komfort. Selbst bei heutigen Fahrgastzahlen hätte in diesem einzigen Spitzenzug jeder einen Sitzplatz. Steigt die Nachfrage, wird man die Triebzüge entsprechend einsetzen. Bei einem besonders starken Fahrgastzuwachs wird die Möglichkeit genutzt, im Abstand von wenigen Minuten Verstärkerzüge einzusetzen.

und:
 

Donald Jesse-Allgöwer, Wendlingen. Zum Leserbrief „MdL Schwarz kennt die Realität nicht“ vom 27. Januar.

Als Berufspendler Wendlingen–Stuttgart mit dem Regionalexpress kann ich die aktuelle Zustandsbeschreibung von Herrn Schaich im Hier und Heute bestätigen. Verspätungen, marodes Zugmaterial und regelmäßiges Kommunikations-Chaos bei Zugausfällen. Und wer ist dafür verantwortlich? Richtig – die DB! Grundlage dafür ist ein völlig überteuerter Vertrag zu Lasten der Steuerzahler, abgeschlossen von der ehemaligen CDU-Regierung. (Kleine Anmerkung hier am Rande, wie auch in anderen Bereichen – der EnBW-Deal lässt grüßen.)

Von daher ist es richtig, dass endlich der Wettbewerb auch in diesem Bereich Einzug hält und Schluss ist mit der einseitigen Bevorzugung eines bisherigen Quasi-Monopolisten. Es ist gut, dass der Arbeitskreis Verkehr um Herrn Schwarz neue Verträge auf der Neckar-Alb-Bahn abgeschlossen hat. Somit werden die alten Fahrzeuge der DB aus den 80er-Jahren – sogenannte Silberlinge – endlich durch neues Wagenmaterial ersetzt, in dem es auch ausreichend Sitzplätze gibt. Bislang gibt es in den Silberlingen rund 500 Sitzplätze. In den künftig eingesetzten Triebwagen wird es knapp 550 Sitzplätze geben. Und wenn die Fahrgastzahlen steigen, können weitere Züge eingesetzt werden. Die Verträge sehen meines Wissens bis zu 30 Prozent mehr vor.

Insgesamt erhöhen sich das Fahrplanangebot (Halbstundentakt), der Komfort (neue Fahrzeuge) und die Sitzplatzanzahl (plus 30 Prozent). Es kann nur besser werden.

Im Übrigen, Herrn MdL Schwarz sehe ich übrigens oft im Zug – andere Mandatsträger nicht. Es ist gut, dass es nun Verbesserungen gibt.